Gesten-Knigge
Eigentlich wollten wir doch nur freundlich winken, aber warum schauen uns die Einheimischen so grimmig an? Die uns so vertrauten Gesten haben in anderen Kulturen oft eine andere Bedeutung. Deshalb könnten wir mit einer gut gemeinten Geste Einheimische beleidigen oder uns sogar in unerfreuliche Situationen hineinmanövrieren.
Inhaltsverzeichnis
- Daumen hoch
- Das Victory-Zeichen aus Zeige- und Mittelfinger
- Der Fingerkreis aus Daumen und Zeigefinger
- Den Vogel zeigen
- Winken
- Mit den Fingern zählen
- Die Nase zwischen den Fingern
- Nicken und Kopfschütteln
- Zeigefinger
- Mit der Faust in die Hand schlagen
- Shaka-Zeichen
- Die „Pommesgabel“
- Unser Fazit
In den romanischen Ländern, wie Frankreich und Italien ist es durchaus üblich, stärker mit Gestik und Mimik umzugehen. Dort sprechen die Menschen lauter und zeigen ihre Gefühle, wie Ärger oder Freude deutlicher. Nehmen wir als Beispiel den Wetterbericht: Während in Deutschland das Wetter gefühlsneutral vorgetragen wird, sind in den südlichen Ländern deutlich mehr Emotionen und Gesten zu sehen.
Auch der Gesprächsabstand zwischen zwei Menschen ist kulturell bedingt und kann zu gewissen Irritationen führen, wenn gewisse Gepflogenheiten von Nähe überschritten werden. Während der Deutsche gerne einen gewissen Abstand zu seinem Gegenüber einhält, sucht der Franzose durchaus die Nähe bei einem Gespräch. Das kann dann zur Folge haben, dass der Deutsche in einer Unterhaltung stetig zurückweicht und der französische Gesprächspartner ihn immer weiter zurückdrängt.
Wie schnell man also mit einer Geste im Ausland ins Fettnäpfchen treten kann, verraten wir in unserem Gesten-Knigge:
Daumen hoch
Der in Deutschland und den meisten europäischen Ländern beliebte hochgestreckte Daumen drückt so etwas wie “gut gemacht“ oder “alles in Ordnung“ aus. In Griechenland, Australien und Russland ist dieses Zeichen allerdings eine rüde, obszöne Geste.
Wer mit dem Auto per Anhalter mitgenommen werden möchte, hält den Daumen raus. In Israel gilt dieser Fingerzeig jedoch nicht als Zeichen fürs Trampen. Hier werben Prostituierte damit ihre Kunden an.
Das Victory-Zeichen aus Zeige- und Mittelfinger
Das Victory-Zeichen hat international viele unterschiedliche Bedeutungen. In Deutschland und den meisten westlichen Ländern versteht man dieses Zeichen als Siegesgeste. Aber in Australien, Großbritannien oder auch Malta bedeutet diese Geste etwas völlig anderes. Wenn bei diesem Zeichen auch noch der Handrücken nach außen gedreht wird, möchte man damit so etwas wie „Steck dir zwei Finger ins Gesäß“ sagen. Das ist also eine sehr beleidigende Geste.
In Deutschland wird das Victory-Zeichen in alternativen Kreisen auch als Friedenszeichen eingesetzt. In Kneipen und Biergärten benutzt man die beiden Finger hingegen auch gerne, um zwei Bier nachzubestellen.
Im Straßenverkehr kommt dieses Zeichen eher selten vor. Außer in Großbritannien, Irland, Neuseeland oder Australien. Wenn einem dort das V-Zeichen gezeigt wird, möchte der andere weder Frieden schließen noch zwei Bier mit einem trinken. Da gilt diese Geste für “f*** you“, wenn man zum Beispiel jemandem den Parkplatz vor der Nase wegschnappt.
Der Fingerkreis aus Daumen und Zeigefinger
In den USA und auch in Deutschland steht diese Geste für “Okay“ und in Bezug auf Speisen für “lecker“. Nicht jedoch in Griechenland, Russland und der Türkei. Hier weist dieses Zeichen auf eine menschliche Körperöffnung hin und gilt als sehr obszöne Beleidigung. In Belgien oder Frankreich hingegen stempelt man damit eine Sache oder einen Menschen als wertlos ab. In Brasilien und Thailand weist diese Geste auf etwas Obszönes hin. In Mexiko ist sie gar eine Einladung zu sexueller Aktivität.
In Japan spielt man mit dieser Geste wiederum auf Geld an. Und wird man in einigen Mittelmeerländern oder in Russland damit konfrontiert, hält man uns weder für wertlos noch für gut betucht, sondern unterstellt eine Vorliebe für das andere Geschlecht.
Winken
Das Winken kommt in den meisten europäischen Ländern und in den USA immer dann zur Anwendung, wenn es um Begrüßung oder Abschied geht. In Südostasien und der Türkei gilt dies als Beleidigung, sofern man sich direkt gegenüber steht.
Um jemanden mit den Händen herbeizuwinken, werden die Handflächen dabei nach oben gerichtet und dem Gegenüber mit einer Wedelbewegung zu verstehen gegeben, dass er sich nähern soll. Möchte man in Spanien, Portugal, Italien, Malta, Griechenland, Türkei, Malta, Tunesien, Südostasien und Südamerika jemanden zu sich heranwinken, tut man dies, indem man die Handflächen bei der Wedelbewegung nach unten richtet. Das Herbeiwinken wird in Teilen Asiens und Ozeanien als unverschämt empfunden, denn dort werden nur Hunde und niedere Kreaturen herbei gewunken. Wenn ein Japaner einem Touristen winkt, indem die Hand nach vorne abgeknickt wird, dann möchte er den Touristen nicht etwa verabschieden, sondern zu sich heranwinken.
Den Vogel zeigen
Nicht nur in Deutschland drückt man beim Tippen mit dem Zeigefinger an die Stirn aus: „Du hast wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank.“ Aber in den USA macht man seinem Gegenüber damit ein Kompliment und will damit ausdrücken, dass der andere besonders clever oder intelligent ist. In den USA ist es auch üblich, diese Geste im Straßenverkehr einzusetzen. Wird der Zeigefinger in Kopfhöhe dabei leicht kreisend gedreht, so möchte man den anderen Verkehrsteilnehmer vor der Polizei warnen.
Mit den Fingern zählen
Stückangaben mit den Fingern zeigen, ist durchaus üblich. Wer in Deutschland dem Kellner Daumen und Zeigefinger zweigt, möchte zwei Bier oder zumindest zwei Getränke bestellen. In Großbritannien erhält der Gast für diese Geste lediglich ein Bier, während er in China gleich acht Gläser Gerstensaft bekommen würde.
Die Nase zwischen den Fingern
Dieses harmlose Spiel mit Kindern, wobei man nach der Nase des Kindes greift und sie danach vermeintlich zwischen den Fingern hält, wobei der Daumen zwischen Zeige- und Mittelfinger hervorlugt, ist nicht in jedem Land Symbol für ein Spiel. Bekannt ist dieses Spiel in Deutschland, den USA, Großbritannien, Spanien und Frankreich. Jeden unschuldigen Charme verliert diese Geste jedoch in Italien, Griechenland, Türkei oder in den Niederlanden. Dort spielt man so auf die weiblichen Geschlechtsteile an. Daher sollte man in manchen Ländern besser die Finger von der Nase lassen!
Nicken und Kopfschütteln
Hier lauern besonders heimtückische Fallen, denn Zustimmung und Ablehnung werden in vielen Ländern unterschiedlich signalisiert. So kann die Geste für ein Ja in Indien leicht missverstanden werden, da sie aus einem Kopfschlenkern seitwärts besteht, das unserem verneinenden Kopfschütteln sehr ähnlich ist. Um ein Nein auszudrücken, zucken die Inder kurz mit dem Kopf und schnalzen mit der Zunge.
Um ein Ja zu signalisieren, werfen die Menschen in Äthiopien den Kopf zurück, während dies in der Türkei, Griechenland und Süditalien als eine verneinende Geste gilt.
Der Zeigefinger
Schon in Deutschland gilt es als nicht besonders höflich, mit dem (nackten) Zeigefinger auf (angezogene) Menschen zu zeigen. Eine Beleidigung stellt dies aber noch nicht dar. In Thailand ist diese Geste jedoch ein regelrechter Fauxpas und in Südafrika kann es dann richtig unangenehm werden, denn dort wird das Deuten mit dem Zeigefinger auf Menschen sogar als Angriff gewertet.
Mit der Faust in die Hand schlagen
Diese Geste bedeutet bei uns nichts Gutes, denn mit ihr droht man dem Gegenüber Ärger, wenn nicht sogar Schläge an. Ist man jedoch in Westafrika und der Einheimische mustert vielleicht die eigene Ehefrau zu gründlich und gestikuliert dazu, möchten wir ihn in seine Schranken verweisen und schlagen mit der Faust in die Hand. Gut möglich, dass sich der Westafrikaner darüber freut, denn damit haben wir gerade unsere Frau verkauft. Hier gilt diese Geste nämlich als Zustimmung zu einem Deal.
Shaka-Zeichen
Wer kennt die Geste nicht, mit der wir den Daumen und den kleinen Finger neben den Kopf halten, und damit dem Gegenüber sagen wollen: „Lass uns mal telefonieren!“ In Italien ist das jedoch die Aufforderung: „Wollen wir etwas zusammen trinken gehen?“ Und auf Hawaii am Strand will man weder mit uns telefonieren, noch einen trinken gehen, sondern grüßt sich so unter Surfern mit dem Shaka-Zeichen.
Die „Pommesgabel“
Was unter Rockern und Heavy-Metal-Fans ein gängiges Zeichen ist, kann in Italien mächtig Ärger verursachen. Denn so wird der gehörnte Ehemann bezeichnet, der von seiner Frau betrogen wurde. Italiener benutzen die mano cornuta gerne, um den Gegenüber zu provozieren oder zu beleidigen. Klappt immer, denn bei der eigenen Frau hört gerade bei Südländern der Spaß auf.
Fazit
Um möglichst viele Fettnäpfchen zu umschiffen, sollte generell auf bekannte Obszönitäten verzichtet werden. Auch lassen der gestreckte Mittelfinger und der geknickte Arm mit geballter Faust rund um den Globus wenig Fragen offen. Bei den bejahenden und verneinenden Gesten kann es hingegen, wie bereits oben erwähnt, schon zu großen Missverständnissen kommen.
Wer auf gestenreiche Kommunikation im Urlaub dennoch nicht verzichten möchte, sollte sich vorher unbedingt über landestypische Gesten informieren. Für alle anderen gilt: Wer ohne unliebsame Überraschungen durch fremde Länder kommen möchte, verzichtet besser auf Gesten. Vor allem im Auto dürfte das nicht schwerfallen: Einfach die Hände am Steuer lassen!