Geheimsprache des Flugpersonals
was die Codewörter wirklich bedeuten
Seit dem Beginn der Fluggeschichte hat sich an Bord einiges verändert: Die Piloten sitzen in ultramodernen High-Tech-Cockpits, die Flugbegleiter kassieren per E-Payment und die Passagiere können WLAN im Flugzeug nutzen. Was sich in den über 100 Jahren Luftfahrtgeschichte aber nicht verändert hat, sind die letzten Weisungen vom Kapitän aus dem Cockpit an die Flugbesatzung in der Kabine. Nicht nur das Knistern des Mikrofons, sondern auch die genutzten Codewörter machen die Ansage für Passagiere unverständlich. Und genau so soll es auch sein! Aber warum gibt es überhaupt eine Geheimsprache zwischen dem Flugpersonal, was bedeutet der routinierte Slang der Besatzung und warum sollen die Fluggäste an Bord nicht wissen, worüber geredet wird? Wir klären auf!
Inhaltsverzeichnis
Warum gibt es eine geheime Fliegersprache ab Bord?
Jeder, der schon einmal in einem Flugzeug gesessen hat, kennt die typischen Durchsagen des Kapitäns an die Flugbegleiter. Während „Boarding completed“ oder „Ready to take off“ für die meisten Passagiere verständlich sind, gibt es auch Unterhaltungen zwischen der Crew, die für die meisten Fluggäste an Bord unverständlich sind. Ein „Dead Head“ klingt ziemlich gruselig und bei einem „Blue Juice“ handelt es sich nicht um einen neuen Cocktail, den Passagiere auf dem Flug bestellen können.
Flugbegleiter kommunizieren häufig in einer geheimen Sprache untereinander oder nutzen spezielle Codewörter, damit die Fluggäste an Bord nichts verstehen. Aber warum ist das so? Zum einen werden Codes genutzt, damit im Notfall keine Panik im Flugzeug ausbricht – was durchaus sinnvoll ist, wenn Passagiere mit Flugangst an Bord sind. Bei den meisten Codewörtern handelt es sich jedoch um einfache Arbeitsbezeichnungen, Tarnnamen innerhalb der Besatzung oder auch um Verhaltensarten von Passagieren.
Kommunikation zwischen Kapitän und Crew – das bedeuten die Codewörter
Die Geheimsprache des Flugpersonals kommt bei fast allen Airlines zum Einsatz. Damit du auf deinen zukünftigen Flugreisen weißt, worüber sich die Besatzung an Bord unterhält, haben wir die bekanntesten Codewörter der Flugzeug-Crew zusammengefasst:
- Blue Juice
Einen „Blue Juice“ solltest du besser nicht beim Flugpersonal bestellen, wenn diese mit dem Getränkewagen durch die Kabine fahren. Auch wenn der „Blue Juice“ nach einem erfrischenden Cocktail klingt, ist mit dem Begriff das Wasser in den Flugzeug-Toiletten gemeint, dass die blaue Farbe durch das Desinfektionsmittel erhält.
- Baby Jesus
Wenn die Bezeichnung „Baby Jesus“ fällt, ist damit nicht das süße, liebe und fast heilige Kind im Flugzeug gemeint, das die ganze Flugbesatzung um den Finger gewickelt hat. Bei einem „Baby Jesus“ handelt sich vielmehr um das dauerhaft schreiende Baby an Bord, das auch noch von den meist unsympathischen Eltern durchweg verhätschelt wird. - Red Eye
Sollte sich das Kabinenpersonal über einen „Red Eye-Flug“ unterhalten, ist nicht gemeint, dass Kapitän und Besatzung auf dem Flug Alkohol trinken und Marihuana rauchen. Die roten Augen deuten vielmehr auf einen Nachtflug hin, der bei dem ein oder anderen Flugbegleiter zu geröteten Augen führt. - Crotch watch
Keine Sorge, beim „Crotch watch“ fallen keine schlüpfrigen Blicke der Besatzung auf deinen Schritt oder Unterleib und es wird auch nicht darüber getratscht. Meist vor Start und Landung oder bei Turbulenzen des Flugzeugs kontrolliert die Crew mit dem „Crotch watch“, ob alle Passagiere die Beckengute richtig geschlossen haben.
- Dead Head
Hilfe, ist etwa ein toter Kopf im Handgepäck gefunden worden? Nein, es ist weder die Mafia an Bord noch eine Leiche! „Dead Head“ wird als Tarnname für einen Passagier an Bord genutzt, bei dem es sich um einen Flugbegleiter außer Dienst handelt, der auf seinem Weg zum nächsten Einsatzort ist. - Ditch
Sollte auf deinem nächsten Flug das Codewort „Ditch“ fallen, wird es höchste Zeit, dass du die Schwimmweste unter deinem Sitz hervorholst und anziehst. Einen „Ditch“ oder auch „Ditching“ wünscht sich kein Passagier und kein Crewmitglied. Hiermit ist nämlich die Notlandung auf dem Wasser gemeint. - Galley
Auch Englischkenntnisse helfen dir bei der geheimen Sprache der Flugbesatzung nicht weiter. Mit „Galley“ ist nicht „Galeere“ gemeint. Schließlich bist du kein Gefangener oder Sklave auf einem Kriegsschiff, oder doch? Natürlich nicht! Mit „Galley“ ist die Bordküche gemeint und bei der „Galley Queen“ handelt es sich demnach um die Köchin an Bord.
- Hugo
Spricht die Flugbesatzung von „Hugo“, ist nicht der nette oder hübsche Passagier in Reihe X Platz Y gemeint. Es wird auch nicht das Getränk „Hugo“ serviert. „Hugo“ steht als Abkürzung für „Human gone“ oder „Heute unerwartet gestorbenes Objekt“. Genau, bei einem „Hugo“ ist ein Toter an Bord! Manche Airlines nutzen auch den Code „Jim Wilson„. - Kaktus
Das Codewort „Kaktus“ könnte für einen unfreundlichen und schlechtgelaunten Passagier stehen, vor dem sich jeder Flugbegleiter in Acht nehmen sollte. Doch der Begriff „Kaktus“ wird genutzt, um bei einer Gefahr an Bord Panik zu vermeiden – etwa bei einem medizinischen Notfall an Bord mit Lebensgefahr! - Landing Lips
Nein – „Landing Lips“ bedeutet nicht, dass du nach der Landung einen Abschiedskuss von der hübschen Stewardess oder dem netten Flugbegleiter bekommst. Die Bord-Crew ist immer gepflegt – auch nach einem Langstreckenflug. „Landing Lips“ ist nichts anderes, als das Make-up und den Lippenstift für den Abschiedsgruß aufzufrischen.
- Miracle Flight
Ein Wunder im Flugzeug – ist mit „Baby Jesus“ doch nicht das quengelnde Kind gemeint? Ein „Miracle Flight“ beschreibt tatsächlich einen Wunderflug, wenn hilfsbedürftige oder ältere Passagiere nach einem Flug plötzlich beschwerdefrei sind. Dabei kann es sich auch um Fluggäste handeln, die mit dem Rollstuhl zum Flieger gebracht wurden und hinterher ohne Rollstuhl das Flugzeug verlassen. Oh Wunder! - Slam Clicker
Ein weiterer Tarnname innerhalb der Besatzung ist der „Slam Clicker“ und beschreibt ein Crew-Mitglied, das bei einem Übernachtungsaufenthalt lieber allein auf dem Hotelzimmer sitzt, anstatt mit den anderen Flugbegleitern etwas zu unternehmen. (Slam = Slams the door/Tür zu schlagen und Clicker = Clicks the lock/Klicken der Türverrieglung).
- Senior Mama
In der Fliegersprache wird ein älterer und erfahrener Flugbegleiter als „Senior“ bezeichnet, der Tarnname für eine ältere und erfahrene Stewardess ist das ironisch gemeinte „Senior Mama“. Die älteren Flugbegleiterinnen gelten oftmals als streng und suchen sich meist eher leichte Aufgaben an Bord raus. - Bin
Moment mal, ist Bin nicht eine Computerdatei? Ja schon, aber nicht in diesem Fall. Dem Flugpersonal sind auch nicht die Worte ausgegangen, wenn ein „Bin“ fällt, wie etwa „Bin mal eben für kleine Mädchen“ oder so. Bin ist lediglich das Gepäckfach unter dem Sitz des Passagiers. Wie langweilig!
Fun-Facts aus dem Flugzeug – die kaum ein Passagier kennt oder kennen soll
Wird der Inhalt der Flugzeugtoilette einfach über den Wolken geleert und gehört dem Kapitän wirklich die erste Nacht? Diese Fun-Facts aus dem Flugzeug kennt kaum ein Passagier.
- Entleerung der Flugzeugtoilette
Nein, natürlich werden Flugzeugtoiletten nicht einfach so während des Flugs entleert. Bei den stillen Örtchen handelt es sich um Vakuum-Toiletten, bei denen der Inhalt eingesaugt und die Fäkalien in einem großen Tank mit Chemikalienzusätzen im Flugzeug gelagert werden. Nach der Landung wird der Tank ordnungsgemäß entleert – es kann dir also normalerweise kein Toiletteninhalt aus dem Flugzeug auf den Kopf fallen, wenn du draußen bist. - Kapitän und Stewardess
Hast du auch davon gehört, was alles zwischen den Piloten und Flugbegleitern im Flugzeug oder Hotel abgehen soll? Das Sex-Klischee zwischen Kapitän und Stewardess gibt es schon lange und Sex im Flugzeug auch. Doch wie an jedem Arbeitsplatz kann es auch unter Crew-Mitgliedern zu Affären kommen. Na und?! Was nicht stimmt: Bei Einstand gehört die erste Nacht dem Kapitän – hier handelt es sich um einen Scherz unter Kollegen! - Ding-Dong(s) an Bord
Im Flugzeug hast du wahrscheinlich schon öfters ein „Ding“ oder „Dong“ gehört, manchmal vielleicht auch ein Ding-Ding-Dong. Meist ist das Ding-Dong und Doppel-Ding-Dong nichts Besonderes und die Flugbesatzung tauscht Informationen über die Kabinentelefone aus. Aber: Mit einem dreifachen Ding-Dong ist nicht zu spaßen – das ist häufig ein Zeichen für eine ernstzunehmende Gefahr wie etwa ein bewusstloser Fluggast oder Landeprobleme! - Loch im Flugzeugfenster
Oh je, solltest du das kleine Loch im Flugzeugfenster bisher noch nicht entdeckt haben, bist du bei deinem nächsten Flug wahrscheinlich beunruhigt, wenn du es findest. Doch keine Sorge: Durch das Loch wird der Druck auf die Scheiben reguliert. Ein Flugzeugfenster besteht nämlich aus insgesamt drei Schreiben und das Fenster ist auch nur wegen des Drucks im Flugzeug rund. - Aschenbecher auf der Flugzeugtoilette
Die Zeiten, in denen das Rauchen im Flugzeug erlaubt war, sind längst verflogen. Doch in vielen Flugzeugtoiletten befinden sich noch immer Aschenbecher. Was steckt dahinter? Ganz einfach: Die Flugbesatzung muss immer damit rechnen, dass einige Passagiere sich nicht an das Rauchverbot an Bord halten. Der Aschenbecher auf dem Klo dient der fachgerechten Entsorgung der Zigarette. Doch Vorsicht an die heimlichen Raucher: Es drohen Strafen!
Fazit: Nicht jedes (Code-)Wort auf die Goldwaage legen
Hast du auf deinen vergangenen Flügen weniger auf die Unterhaltungen zwischen Flugbesatzung und Kapitän geachtet, wirst du vielleicht auf deinem nächsten Flug die Ohren spitzen. Doch auch wenn du nun die Geheimsprache der Flugbegleiter kennst, solltest du nicht jedes Codewort auf die Goldwaage legen und Ruhe bewahren: Die Crew-Mitglieder an Bord eines Flugzeugs sind erfreulicherweise manchmal auch zu Scherzen geneigt. Wenn du demnächst in ein Flugzeug steigst, lehne dich zurück und genieße mit unseren Tipps für einen entspannten Flug eine angenehme Zeit über den Wolken.