Wie werden eigentlich Flugzeuge gebaut?
Von der Entwicklung bis zum Take-off

Jeder hat schon einmal einen Papierflieger gebastelt und fast jeder ist schon einmal mit einem echten Flugzeug geflogen. Sei es der Flug nach Mallorca in den Badeurlaub, der Flug nach New York für den Städtetrip oder Flüge innerhalb Deutschlands für Geschäftsreisen. Flugzeuge faszinieren seit eh und je die Menschen.

Kein Wunder, die Superlativen der Luftfahrt brechen Rekorde: Der Airbus A380 bietet als weltweit größtes Passagierflugzeug Platz für mehr als 800 Fluggäste, die Concorde schaffte 1996 als schnellstes Passagierflugzeug der Welt die Strecke von New York nach London in gerade einmal 2 Stunden, 52 Minuten und 59 Sekunden und der für Raketenstarts konstruierte Träger Stratolaunch Carrier Aircraft ist mit einer gigantischen Spannweite von 117 Metern das größte Flugzeug auf der ganzen Welt.

Doch bis solche stählernen Vögel der Lüfte abheben können, vergeht eine ganze Menge Zeit an Entwicklung und Produktion. Erfahre hier, wie der Bau eines Flugzeugs abläuft – von der Idee bis zum Start.

Inhaltsverzeichnis


Rückblick: Das erste Motorflugzeug der Welt

Gebrüder Wright Flug
Erfolgreicher Motorflug der Gebrüder Wright in Kitty Hawk 1903.

Weißt du, wer das erste Motorflugzeug erfunden hat? In den Geschichtsbüchern tauchen immer wieder die Namen Wilbur und Orville Wright auf. Die US-amerikanischen Flugpioniere sind am 17. Dezember 1903 mit ihrer Maschine von Kitty Hawk in North Carolina abgehoben – das war der weltweit erste Flug mit einem Motorflugzeug. Damit haben sich die Gebrüder Wright als Erfinder des Motorflugzeuges einen Namen gemacht.

Mittlerweile gibt es jedoch einige Luftfahrthistoriker, die die Geschichte anzweifeln. Der fränkische Flugpionier Gustav Weißkopf soll bereits zwei Jahre vor den Gebrüdern Wright, nämlich am 14. August 1901, mit einem motorisierten Flugzeug geflogen sein. Vielleicht müssen die Geschichtsbücher also noch einmal umgeschrieben werden. Aber wer auch immer das Motorflugzeug erfunden hat, der hat der Welt damit einen großen Gefallen getan.

Fakt ist: Ohne Flugzeuge könnten wir nicht in kurzer Zeit die Welt bereisen und den traumhaften Ausblick hoch oben über den Wolken genießen. Es gäbe keine Möglichkeit, wichtige Fracht wie Hilfsgüter in ferne Länder zu transportieren. Und auch für die Sicherheit und Luftverteidigung sind Flugzeuge unverzichtbar. Fliegen ist schnell, hilfreich und kann so schön sein – einzige Ausnahme: du leidest unter Flugangst.


Flugzeugbau am Computer: Von der Idee bis zum Entwurf

Das leere Innere einer Boeing 767
Das leere Innere einer Boeing 767.

Bis ein Flugzeug gebaut wird, erfolgt eine lange Entwicklungsphase. Zu den wohl bekanntesten Flugzeugbauern von Passagierflugzeugen gehören Airbus und Boeing. Von der Idee bis zum ersten Start des Flugzeugs vergeht viel Zeit. Es kann bis zu zehn Jahre oder länger dauern, bis eine neue Maschine fertiggebaut und startklar zum Abheben ist.

Es gibt viele verschiedene Flugzeuge, die für unterschiedliche Zwecke genutzt werden. So gibt es Passagierflugzeuge zum Befördern von Menschen, Frachtflugzeuge zum Transportieren von Gütern und Militärjets zur Verteidigung in der Luft. Wie die meisten Menschen nutzt du das Flugzeug wahrscheinlich auch, um in den Urlaub zu fliegen.

Vielleicht hattest du schon einmal Langeweile am Flughafen oder es hat bei Turbulenzen so stark gerappelt, dass du dich gefragt hast, wie der Bau eines Flugzeugs abläuft?

Ein Flugzeug wird natürlich nicht einfach aus verschiedenen Teilen zusammengebaut. Die Entwicklung beginnt am Computer. Mehrere Ingenieure und Techniker erarbeiten mithilfe von Daten wie Größe, Kapazität, Ausstattung und Kosten das Design des Flugzeugs. Für jeden Bereich gibt es Fachleute. Ein Luftfahrtelektroniker entwirft das Cockpit mit allen Bordcomputern und Funk- und Navigationseinrichtungen, ein Triebwerkhersteller kümmert sich um das Triebwerk, ein Statiker achtet darauf, dass das Flugzeug stabil genug ist, um Turbulenzen zu überstehen und ein Innenarchitekt arbeitet an der Gestaltung für die Passagierkabinen.

Der Flugzeugbau am Computer bietet einen großen Vorteil: die Flugsimulation. Die Entwickler können das Flugzeugmodell unter verschiedenen Bedingungen (z. B. Materialien und Wetter) testen und optimieren. Sobald das Flugzeug fertig ist und den Anforderungen und Vorstellungen des Kunden entspricht, muss nur noch eine ausreichende Bestellung vorliegen, damit endlich mit der Produktion des Prototyps begonnen werden kann.


Bau eines Flugzeugs: Vom Prototyp bis zur Auslieferung

Flugzeug Turbine
An einem Flugzeug arbeiten mehrere tausend Menschen.

Für den Bau eines Passagierflugzeugs sind ausreichend Platz und viele fleißige Hände Voraussetzung. Die großen Flugzeughersteller besitzen daher riesige Fertigungshallen, die auch Endmontage-Hallen genannt werden.

Der US-Luft- und Raumfahrtkonzern Boeing hat sein größtes Flugzeugwerk in Everett, in der Nähe von Seattle im US-Bundesstaat Washington. In dem Boeing-Werk erfolgte unter anderem die Endmontage der Boeing 747 und der Boeing 787. Auf rund 415 Hektar Fläche sind über 30.000 Mitarbeiter in Fertigungs- und Lackierhallen, Büros sowie auf Fahr- und Rollwegen tätig. Neben den riesigen Fertigungshallen, die über 30 Meter hoch sind, ist das Luftfahrtmuseum „Future of Flight Aviation Center“ ein weiteres Highlight auf dem Boeing-Gelände.

In Deutschland findest du einen der drei größten Standorte von Airbus: Rund 14.000 Mitarbeiter sind in Hamburg für das Unternehmen Airbus Commercial tätig, dem größten industriellen Arbeitgeber der Region. Im Stadtteil Finkenwerder erfolgt die Strukturmontage der Flugzeug Typen A320, A330 und A350 XWB sowie die Endmontage des A320. Die Bauteile für die Flugzeuge stammen aus der ganzen Welt und werden mit Frachtflugzeugen, Schiffen oder Lkws nach Hamburg transportiert. Neben den Bereichen Flugzeugkabinen-Systeme, Design und Innovation liegen die Fachkompetenzen im Hamburger Airbus-Werk auf der Entwicklung der Rumpfstruktur. Auch die Auslieferung der A320-Flugzeuge erfolgt vom Hamburger Werk, und zwar an Kunden auf der ganzen Welt.

Flugzeuge bestehen aus unzähligen kleinen und großen Teilen, beim A380 sind es mehr als 4 Millionen Einzelteile. Am besten lässt sich ein Flugzeug in die einzelnen Bereiche Triebwerk, Rumpf, Fahrwerk und Flügel einteilen. Die großen Passagierflugzeuge bestehen meist aus Aluminium oder Faserwerkstoffen. Anders als Pkws werden Flugzeuge aber nicht am Fließband produziert, da die Stückzahl viel zu gering ist.


Beispiel: Die Produktion des A380 von Emirates

Airbus Produktion
Airbus A380 in der Produktion.

Bei so vielen Einzelteilen lässt sich der Bau eines Flugzeugs kaum detailliert beschreiben. Daher findest du hier eine kurze und knappe Zusammenfassung sowie technische und spannende Informationen zum Bau des A380 von der Fluggesellschaft Emirates.

Die Herstellung des Rumpfes erfolgt in Hamburg, in Großbritannien werden die Tragflächen produziert. Für die erste Phase der Endmontage werden die Teile an das Werk in Toulouse geliefert. Damit ein reibungsloser Transport der riesigen Bauteile zu den verschiedenen Standorten in Europa möglich ist, nutzt Airbus hochmoderne Transportsysteme und Schiffe. Nachdem die einzelnen Bauteile des Flugzeugs montiert sind und ein erster Testflug stattgefunden hat, fliegt der A380 noch „nackig“ nach Hamburg. In Deutschland bekommt das Flugzeug die Innenausstattung und wird lackiert. Nach knapp 80 Tagen Bauzeit und mehreren Testflügen kann der A380 von Emirates abheben.

Technische Daten des A380 von Emirates:

  • Sitzplätze: zwischen 489 und 615 (mit bis zu 3 Klassen)
  • Kabinenbreite: Hauptdeck 6,58 m, Oberdeck 5,92 m
  • Flugzeuglänge: 72,7 m
  • Flugzeughöhe: 24,1 m
  • Spannweite Flügel: 79,8 m
  • Reisehöhe: 13.000 m
  • Reisegeschwindigkeit: 940 km/h
  • maximale Reichweite: 15.000 km
  • Schub: 31.751 kg
  • Triebwerk: GP7200, RR Trent 900

Interessante Fakten zum Emirates A380:

Emirates A380
Fertiger Airbus A380 von Emirates.
  • maximales Startgewicht von 575 Tonnen
  • 4 Millionen Einzelteile von über 1.500 Firmen aus rund 30 Ländern
  • die Spannweite der Flügel bietet Platz für zwei Kurz- und Mittelstreckenmaschinen Typ A320-200 (in der Länge und in der Breite)
  • das Flugzeug ist so hoch wie fünf Giraffen und so lang wie zwei Blauwale
  • 550 m² Gesamtfläche der Passagierdecks, was einer Größe von etwa drei Tennisplätzen entspricht
  • 220 Fenster für Passagiere plus sechs Cockpit-Fenster
  • 1,25 Tonnen Luft pro Sekunde kann jedes der vier Triebwerke ansaugen
  • 1.244 Kilonewton Schub entstehen beim Start, was einer PS-Leistung von rund 2.500 Mittelklasse-Limousinen mit je 110 PS gleichkommt
  • 1.570 Kubikmeter Volumen auf drei Decks (mit Frachtraum) bieten Platz für mehr als 35 Millionen Tischtennisbälle
  • über 530 kg Außenlackierung

So imposant die größte Passagiermaschine der Welt auch ist, der letzte hergestellte A380 verließ am 17. März 2021 das Werk in Toulouse. Das Produktionsende des A380 kam nicht überraschend, da sich schon seit Jahren ein Trend gegen den Riesen-Jumbo abzeichnete: steigenden Kerosinpreise, kein lukrativer Gebrauchtmarkt und kein Interesse an Umstieg-Verbindungen. Passagiere bevorzugen lieber Nonstop-Flüge als an einem Drehkreuz umzusteigen. Da hilft der großzügige Platz in der First- oder Economy-Class des A380 wenig, der mit breiteren Sitzen und Gängen als in anderen Großraumflugzeugen lockt.

Aber auch wenn viele Fluggesellschaften wie Lufthansa oder Air France den A380 wohl künftig aus ihrer Flotte aussortieren, wird der Riesen-Jumbo nicht ganz verschwinden: British Airways, Qatar Airways und Etihad überlegen noch, wie die Zukunft des A380 aussehen könnte. Der größte Abnehmer des A380, die Fluggesellschaft Emirates, wird weiterhin Flüge mit dem A380 anbieten. 115 Maschinen des Typs A380 gehören zur Flotte, 5 weitere sind in Auslieferung.


Kosten für Passagierflugzeuge: Die TOP 10 der teuersten Flugzeuge

Flugzeug Kind Hand
Airbus A380: Das größte Flugzeug der Welt ist zugleich auch das teuerste.

Der Bau eines Flugzeugs ist sehr kostspielig und abhängig von drei Kriterien: Größe, Reichweite und Treibstoffverbrauch. Das größte Passagierflugzeug weltweit ist wie zu erwarten auch das teuerste Flugzeug der Welt. Über 445 Millionen Euro sind für das Flugzeugmodell A380 laut Listenpreis fällig. Meist ist der wahre Preis jedoch ein streng gehütetes Geheimnis zwischen Hersteller und Kunde und auch die tatsächlichen Kosten für den Flugzeugbau sind nicht bekannt.

Damit du dir ein besseres Bild von den Kosten für ein Flugzeug machen kannst, findest du nachfolgend die 10 teuersten Passagierflugzeuge der Welt laut Listenpreis des Herstellers (Stand 2018) – so kannst du immerhin erahnen, was der Flugzeugbau an Geld verschlingt:

  1. Airbus A380, Kosten: 445,6 Millionen Euro
  2. Boeing 777-9, Kosten: 408,8 Millionen Euro
  3. Boeing 747-8, Kosten: 386,8 Millionen Euro
  4. Boeing 777-8, Kosten: 379,2 Millionen Euro
  5. Airbus A350-1000, Kosten: 366,5 Millionen Euro
  6. Boeing 777-300ER, Kosten: 347,1 Millionen Euro
  7. Boeing 777-200LR, Kosten: 320,7 Millionen Euro
  8. Airbus A350-900, Kosten: 317,4 Millionen Euro
  9. Boeing 787-10, Kosten: 312,8 Millionen Euro
  10. Airbus A330-900, Kosten: 296,4 Millionen Euro

Flugzeugbau der Zukunft: Umweltfreundlich Fliegen

Flugzeug Wolken Blau
Viele Airlines haben sich zum Ziel gesetzt in Zukunft weniger CO2 auszustoßen.

Zugegeben: Fliegen ist praktisch, da du schnell an dein Ziel kommst. Für die Umwelt ist der hohe CO2-Ausstoß jedoch eine Katastrophe. Auf einem Flug von Deutschland nach New York im vollbesetzten Großraumflugzeug werden beispielsweise pro Passagier zwei Tonnen CO2 ausgestoßen – in der Regel sitzen über 500 Fluggäste an Bord!

Es ist also dringend nötig zu handeln. Die EU hat sich als Ziel gesetzt, das Fliegen in Zukunft umweltfreundlicher zu gestalten. In spätestens 30 Jahren sollen Flugzeuge bis zu 75 Prozent weniger CO2, 90 Prozent wenige Stickoxide und 65 Prozent weniger Lärm verursachen. Mit der Entwicklung und dem Bau neuer Flugzeugmodelle soll Fliegen sauberer und leiser werden.

Hybridflugzeuge, Elektromotoren, leichtere und kleinere Flugzeuge sowie eine verbesserte Aerodynamik für die Einsparung von Treibstoff und zur Verringerung des Lärms könnten schon bald den Flugzeugbau bestimmen. Wie erfolgversprechend die neuen Techniken sind und ob die Preise für Flugtickets steigen, wird die Zukunft zeigen.

Doch egal ob du Vielflieger bist und auf all deinen Flugreisen Meilen sammelst oder ob du nur gelegentlich einen Flug buchst – es ist an der Zeit, dass das Fliegen umweltfreundlicher wird, auch wenn dadurch höhere Kosten für den Flugzeugbau entstehen.


Fazit: Fliegen ist und bleibt schön…
gerade oder vor allem wegen des Baus neuer Flugzeugmodelle

Auch in vielen Jahren werden Flugzeuge die Menschen faszinieren. Die einen interessieren sich für die technischen Daten, die Kosten und den Flugzeugbau, andere freuen sich einfach nur auf den Komfort an Bord auf der nächsten Flugreise in den Urlaub. Doch egal ob riesige Jumbo-Jets wie der A380, klassische Langstreckenflugzeuge wie die Boeing 747 oder umweltfreundliche Flugzeuge der Zukunft – Fliegen ist und bleibt schön und es gibt sicherlich noch zahlreiche Flugstrecken, die du bereisen möchtest.

Übrigens: Hast du kein Geld, um dir ein eigenes Flugzeug zu bauen? Macht nichts! Mit dieser Anleitung kannst du dir schnell und kostengünstig einen Papierflieger basteln. Benötigtes Material: ein DIN A4 Blatt
Papierflieger

  1. Zuerst das Papier der Länge nach in der Mitte falten und wieder auseinanderfalten.
  2. Die beiden oberen Ecke zur vorher gefalteten Mittellinie knicken und die daraus entstandene Spitze weit nach unten knicken.
  3. Ein weiteres Mal die oberen Ecken zur Mittellinie knicken und das Stück der ersten Spitze, das noch ein wenig zu sehen sein sollte, nach oben knicken.
  4. Den Papierflieger mit der Spitze nach links umdrehen und die untere Seite auf die obere Seite falten.
  5. Für die Tragflächen die Oberkante zur Unterkante knicken.

Fertig!