Neue Airline Flyv setzt auf flexible Flugzeiten

Datum
Freitag, 3. Dezember 2021

Mit Flyv bedient eine neue Fluggesellschaft viele Regionalflughäfen. Doch um den besonderen Ansprüchen gerecht zu werden, kippt man starre Flugpläne. Das steckt hinter der neuen deutschen Airline.

Fliegen ohne festen Flugplan

Privatjet
Flyv verzichtet auf feste Flugpläne und richtet sich besonders an kurzentschlossene Flugreisende. (Symbolbild)

Flyv bedient als Unternehmen hauptsächlich die regionale Luftfahrt – und die gilt es zu revolutionieren. Das ist jedenfalls der Plan der beiden Geschäftsgründer Anton Lutz und Tomislav Lang. Gegenüber aeroTELEGRAPH erklärte Lutz im Interview, dass es aus der Sicht des Unternehmens nicht mehr der richtige Ansatz sei, dünne und volatile Routen mit einem ein halbes Jahr im Voraus aufgestellten Flugplan zu bedienen. Deshalb wolle man auf Algorithmen setzen, die für jeden Tag einen neuen Flugplan bauen, so der 24-Jährige.

Flugbuchung mit Überraschungseffekt

Doch wie kann man sich die Flugbuchung bei Flyv dann vorstellen? Lutz führt ein Beispiel an: „Stellen Sie sich vor, Sie sind in Limoges in Frankreich und müssen nach Modena in Italien. Wenn Sie mit Air France über Paris und Bologna fliegen, sind sie mindestens sechs bis sieben Stunden unterwegs, mit dem Auto ohne Pause mindestens zehn Stunden und mit dem Zug circa 20 Stunden.“

Stattdessen könnten Reisende aber einen Blick zu Flyv werfen. Ein Algorithmus würde dann sehen, ob Flyv dem Interessenten für den gewünschten Tag und die gewünschte Uhrzeit einen Flug arrangieren könnte und diesem ein Zeitfenster vorschlagen.

Ermöglicht würde dieses Vorgehen durch kleine Flugzeuge mit weniger als 20 Sitzplätzen werden. Hier müssten keine Kapazitäten von Dutzenden von Sitzplätzen belegt werden, damit der Flieger abheben könne. Dass es sich um einen Direktflug handelt, ist übrigens nicht garantiert. Eine oder mehrere Zwischenlandungen können durchaus drin sein.

Das Zeitfenster bestimmt den Preis

Angebotene Zeitfenster können völlig unterschiedlich ausfallen. Doch deren Größe wirkt sich auf den Flugpreis aus. Ein Zeitfenster zwischen 6 und 12 Uhr wäre somit günstiger als ein Zeitfenster von 7 bis 8 Uhr. Wer zu einer bestimmten, vorher festgelegten Uhrzeit fliegen möchte, ist bei Flyv also an der falschen Adresse. Wer etwas mehr Flexibilität an den Tag legt oder legen kann, wird dagegen durchaus fündig.

Operieren möchte Flyv zunächst mit fünf bis zehn Flugzeugen und das mit fünf bis zehn Destinationen. Obwohl es gerade Flexibilität ist, die Flyv bieten möchte, möchte man aber auch nichts überstürzen. Mit den Algorithmen ließe sich zwar alles berechnen, doch müsse man auch erstmal abwarten, wie die Kunden reagieren und was sie bereit seien zu zahlen, so Lutz.

Gemütlich geht es für Flyv erstmal auch am Flughafen zu. Wenn 2023 die ersten Flieger flexibel abheben, wird man zunächst kleine regionale Flughäfen ohne viel Auslastung bedienen. Hier ließen sich Slots für Start und Landung schnell und relativ spontan buchen. Interesse besteht jedenfalls schon mal. Auf einer Konferenz hätte man bereits mit 60 Flughäfen gesprochen und die hätten sich durchaus interessiert gezeigt.

Mit der Idee, ohne festen Flugplan abzuheben, steht Flyv übrigens nicht allein da. Auch ein Startup namens Vairtual nimmt sich dieser Idee bereits an. Ähnlich wie bei Flyv können Kunden bei Vairtual Route, Datum und Zeit angeben und Vairtual organisiert daraufhin Flugzeug und Crew.