Das kommt 2023 auf Fluggäste zu

Datum
Sonntag, 22. Januar 2023

Derzeit werden so viele Flüge gebucht wie schon lange nicht mehr. Nach den harten Corona-Jahren ist die Reiselust weltweit kaum zu bremsen. So prognostizieren Branchenexperten für 2023 eine enorme Nachfrage. Doch können die Fluggesellschaften dieser gerecht werden?

Die Luftverkehrswirtschaft bereitet sich derzeit intensiv auf die bevorstehende Reisewelle vor.

Umsatz der Airlines fast auf Vor-Corona-Niveau

Noch vor etwa einem Jahr hätte sich die Luftfahrtbranche solch einen Ansturm, wie er aktuell herrscht, vermutlich nur schwer vorstellen können. Doch der Tourismus hat die Coronakrise beinahe überwunden. Bereits im vergangenen Sommer sahen sich diverse Flugunternehmen mit einem enormen Andrang konfrontiert, der zu einem großen Chaos an den Flughäfen führte. Für den Sommer 2023 wird mit einer noch stärkeren Nachfrage nach Flügen gerechnet.

Bereits in 2022 verzeichnete die irische Low-Cost-Airline Ryanair eine Passagierzahl, die höher war als im Vor-Corona-Jahr 2019. Im Allgemeinen erwartet der Branchenverband Iata bei den europäischen Airlines Passagierzahlen, die etwa 90 Prozent des Vorkrisenniveaus abdecken.

Für 2023 rechnen viele Tourismusexperten mit einem deutlichen Umsatzplus, das die Umsatzzahlen von 2019 sogar überbieten wird. Doch können die Flugunternehmen der ungebremsten Nachfrage in diesem Jahr gerecht werden?

Ist Flugzeugmangel Ursache für schlechte Kapazitäten?

Einige Branchenanhänger behaupten, am Markt würden über 12.000 Flugzeuge fehlen. So soll es eine Warteliste für diese Anzahl von Maschinen geben, was zu höheren Ticketpreisen führen würde.

Fakt ist, dass sowohl Boeing als auch Airbus aktuell insgesamt circa 12.500 Flugzeuge in Auftrag gegeben haben. Jedoch gebe es für diese Maschinen, laut der Flugzeughersteller, bereits feste Auslieferungstermine.

Flugexperte Heinrich Großbongardt sowie der Pressesprecher des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft verneinen jedoch die Frage, ob der Flugzeugmangel ein Grund für unzureichende Kapazitäten ist. Beide Experten betonen, dass es genügend Kapazitäten gebe und der Markt nicht von einem Flugzeugmangel betroffen wäre. Nur vereinzelt sei es so, dass expandierende Flugunternehmen nicht so viele Flugzeuge bekämen wie sie benötigen. Im Allgemeinen sind die Kapazitäten aber ausreichend, äußert Experte Großbongardt.

Sind 2023 Preissteigerungen bei Flugtickets zu erwarten?

Wenngleich die Frage, ob die Fluggesellschaften die wachsende Nachfrage im Jahr 2023 bedienen können, noch offen steht, ist bereits eines klar: Die Preise für Flugtickets werden generell teurer. Grund dafür ist aber nicht nur die steigende Nachfrage, sondern die Energiekrise. So wird mit einem dauerhaften Anstieg der Kerosinpreise gerechnet, die bis zu ein Drittel der gesamten Flugkosten ausmachen. Nach Aussage des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft ist stark davon auszugehen, dass sich die ansteigenden Treibstoffkosten auf die Ticketpreise auswirken werden.

Bereits jetzt sind die Flugpreise teils etwa um die Hälfte teurer als im Jahr 2022. Laut Heinrich Großbongardt hätten die Preissteigerungen aber auch einen positiven Effekt. Hiermit spielt der Experte die Umwelt an. So würde es sich bei einer Kostenerhöhung von normalem Kerosin rentieren, umweltfreundliches synthetisches Kerosin zu verwenden.

Kommt im Sommer 2023 ein erneutes Flugchaos auf uns zu?

Diesem Thema sieht Heinrich Großbongardt recht optimistisch entgegen. Die Fluggesellschaften hatten inzwischen ein Jahr Zeit, sich auf die Situation in der Hauptreisezeit vorzubereiten, so der Experte. So kam es zu einer Aufstockung des Personals und Neuanpassung der Abläufe.

Diese Meinung teilt auch Alexander Klay vom Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft. Der Pressesprecher bestätigt, dass sich die Luftverkehrswirtschaft mit Hochdruck auf die bevorstehende Reisewelle vorbereite und Tausende Mitarbeiter bei den Unternehmen eingestellt wurden.